Programm
NATURGEWALTEN
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Symphonie Nr. 6 F-Dur op. 68 Pastorale
IGOR STRAWINSKI
Le Sacre du Printemps
Die beiden Kompositionen des dritten Symphoniekonzerts verbindet vor allem ihr Sujet: das Erleben, das Durchleben oder auch Überleben von Natur – in ihrer Schönheit und all ihrer Urgewalt.
In seiner sechsten Symphonie mit dem Beinamen Pastorale bietet Ludwig van Beethoven den Zuhörer*innen dabei weit Tiefgründigeres als pure Tonmalerei, nämlich musikalische Analogien zu dem, was in seinen Augen Natur ausmacht: Das Prinzip der Beständigkeit im ewigen Wandel. So verweigert sich der erste Satz geradezu jeglicher Entwicklung und scheint mit unzähligen Motivwiederholungen die Zeit außer Kraft setzen zu wollen. Und natürlich kommt im Finale keine triumphierende Geste infrage, denn die Naturmacht eines Gewitters lässt sich nicht bezwingen. Vielmehr bleibt am Ende nichts als Dankbarkeit ob der Wiederkehr der Idylle – im so ganz undramatischen Rondo.
Am Anfang von Igor Strawinskis Le Sacre du Printemps steht zunächst eine ganz simple Phrase des Solofagotts – wie ein erster Keim des Frühlings, der die Natur zum Erwachen bringt – ehe sich die ganze Urkraft der vor Rhythmik schier berstenden Ballettmusik entfaltet. Sowohl Beethovens Sechste als auch Strawinskis Le Sacre du Printemps ernteten bei ihren Uraufführungen Spott und Ablehnung. Strawinskis Werk provozierte am 29. Mai 1913 im Théâtre des Champs-Elysées gar einen handfesten Skandal: Im Polizeibericht war anderntags zu lesen, es habe glücklicherweise nur 27 Leichtverletzte gegeben.
Durch die entfesselten Gewalten der Natur, aber auch durch ihr Aufkeimen und ihr Idyll geleitet der Chefdirigent des TSOI, Kerem Hasan.