Welttag des Theaters für junges Publikum

| Blogbeitrag

Jedes Jahr am 20. März begeht die ASSITEJ, die Association Internationale du Théâtre pour l’Enfance et la Jeunesse, den Welttag des Theaters für junges Publikum. Mit rund 80 nationalen Zentren ist die ASSITEJ auf allen Kontinenten aktiv.

 

Das Recht auf Kunst

Mit dem 20. März stellten die ASSITEJ Austria und ihre Mitglieder das Recht aller Kinder und Jugendlichen ins Zentrum, Zugang zu Kunst und Kultur zu erhalten. Heuer hat die ASSITEJ etwas ganz besonderes vor: Anlässlich des Welttags und des 30-jährigen Jubiläums der ASSITEJ Austria, ladet sie ein, unterschiedliche Videos zu schicken, die im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der ASSITEJ Austria präsentiert werden.

 

Call for Videos

Von Kindern, Jugendlichen und Theaterschaffenden möchte die ASSITEJ wissen:

  • Warum muss es Theater geben? Warum ist es notwendig?
  • Was gibt es im Theater, das es sonst nirgends gibt?
  • Wovon müsste es im Theater mehr geben?
  • Warum ist das Theater auch in Zukunft wichtig?

 

Also: Ran an die Kamera und das Handy. Macht ein kurzes Video und schickt es bis 25. April an office@assitej.at. Alle Details zu diesem Projekt findet ihr unter www.assitej.at.

 

Take a child to the theatre today

Constance Cauers – Vorsitzende des Vorstands der ASSITEJ Austria

Kindern und Jugendlichen gehört die Welt und auch das Theater – (von heute und) von morgen.

Das Recht auf Kunst und Kultur, das Recht auf Theater, gehört zum Menschenrecht, aber damit Heranwachsende dieses Recht in Anspruch nehmen können – dazu braucht es uns.

Kinder und Jugendliche brauchen einen Ort – heute mehr denn je -, an dem Leben und Kunst sich begegnen. Einen Ort, an dem die großen Sinnfragen verhandelt und vor allem: erfahrbar gemacht werden. Einen Ort, an dem emotional mitgelebt werden kann.

Theater ist ein solcher Ort.

Es ist ein Ort der Fragen, der Stimmen und der Positionen, der Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt rückt und sie für alle wahrnehmbar macht. Es ist ein geschützter Ort, an dem eine mutige und ehrliche Auseinandersetzung mit der komplexen Welt möglich ist. Es ist ein Ort, der die Welt als veränderlich erlebbar macht: nichts muss so bleiben, weil es immer schon so war.

Theater birgt die wunderbare Chance, zu sehen, dass vor allem das nicht gradlinige Leben interessant ist, dass abweichende Lebensentwürfe und der suchende Mensch im Mittelpunkt stehen. Wir brauchen für die Welt da draußen kreative Menschen, die unkonventionelle Lösungswege finden und gehen.

Und Theater ist – und das ist in dieser Welt unabdingbar – ein Ort mit Haltung, mit einer hinterfragenden Haltung, an dem die Begegnung mit dem Anderen und dem Fremden konzeptionell verankert ist.

Das Theater für junges Publikum macht die Erfahrungswelten der jungen Zielgruppe zum Gegenstand der künstlerischen Produktionen, dort treffen sich junge Menschen, die sich sonst nicht begegnet wären, dort werden sie ermutigt, die Stimme zu erheben und Verantwortung für die Welt zu übernehmen, in der sie leben.

Theater ist eine soziale Kunst und funktioniert nicht allein. Theater ist der Sehnsuchtsort, der bleibt – und bleiben soll.

Und darum: Take a child to the theatre – TODAY! And tomorrow.

 

Lasst und den Blick der jungen Generation auf die Welt verändern

Yvette Hardie – President of ASSITEJ International

Unsere Welt ist zerrissen, Trennlinien und Abschottung sind allgegenwärtig. Auf allen Seiten umgeben uns Entscheider*innen und Strategien, deren Ziel es ist, Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Als Gründe dafür nutzen sie Rasse, Sprache, Kultur, ökonomischen Status, Geschlecht, sexuelle Orientierung, den Glauben an eine Idee, Konzepte von Zugehörigkeit oder Fremdsein. Fast alles, was uns als Menschen ausmacht ist schon benutzt worden, um eine Spaltung zu vertiefen oder Mauern aus Misstrauen und Hass höher zu bauen. Das Ergebnis scheint eine Abkehr von „Ubuntu“, der afrikanischen Philosophie die besagt „Ich bin, weil Du bist“ und „ein Mensch wird erst durch seine Beziehungen zu anderen Menschen zum Mensch.“

Wie können wir diesen großen Fehler korrigieren, für unsere Kinder und auch für uns selbst?

Kinder brauchen Momente in Gemeinschaft, wo sie Gemeinsamkeiten und Austausch erleben und wo sie die unterschiedlichen Realitäten des Menschseins kennen lernen. Sie brauchen Orte, an denen sie neue Denkmuster erleben können, die diese trennenden Narrative in Frage stellen. Orte, an denen sie Empathie für gerade diejenigen empfinden, die ihnen besonders unähnlich sind. Kinder brauchen konkrete Erfahrungen in Gemeinschaft, um die Welt in all ihren schönen und fröhlichen Facetten zu erleben.

Die ASSITEJ glaubt, dass Theater viele Zugänge zu einem Gefühl der Verbundenheit mit anderen und mit uns selbst ermöglicht.

Kürzlich hat das New Victory Theater in New York die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die in den letzten fünf Jahren die positiven Effekte von Theater für junges Publikum untersucht hat. Eines der eher unerwarteten Ergebnisse war, dass Begegnungen mit Theater bei den Kindern und Jugendlichen für einen optimistischen Blick in die Zukunft sorgte. Eine Kontrollgruppe, die keine Theateraufführungen und Workshops besuchte, beschrieb weniger positive Perspektiven für eine Zukunft mit geringeren Möglichkeiten in Ausbildung und Beruf.

Warum ist Hoffnung so wichtig? Hoffnung generiert positive Energie, die zu Selbstvergewisserung, Willenskraft, Widerstandsfähigkeit und – nicht zuletzt – zu konkretem Handeln führt, das das eigene Leben und das anderer verändert. Jedes Kind braucht Hoffnung.

Lassen Sie uns also den Welttag nutzen, um ein Kind oder einen Jugendlichen mit ins Theater zu nehmen, um Unterstützung für Teilhabe an Kunst und Kultur zu suchen, um Zugänge zu schaffen, die unabhängig von den persönlichen und sozialen Lebensumständen der Kinder sind.

Lassen Sie uns als diejenigen, die in dem Feld arbeiten, gute Arbeit leisten, die einen Unterschied macht, die den Blick der jungen Generation auf die Welt verändert – heute und morgen.

 

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